
Säuglingsgräber unter der Stabkirche von Uvdal
Unter dem Boden der Stabkirche von Uvdal wurden die sterblichen Überreste vieler Säuglinge gefunden. Im Mittelalter sollten die Toten in geweihter Erde oder innerhalb der Kirchenmauern bestattet werden, wo sie ihren Platz in der christlichen Gemeinschaft auch über den Tod hinaus behielten. Ungetaufte hatten jedoch nicht den gleichen Anspruch, in geweihter Erde bestattet zu werden. Beschuldigt zu werden, ein ungetauftes Kind auf dem Friedhof begraben zu haben, war eine erste Angelegenheit. Solche Vorschriften und Regeln sind auch in den mittelalterlichen Gesetzen, wie zum Beispiel dem Gulatingslov und dem Frostatingslov erhalten.
In früheren Zeiten wurden neugeborene Kinder als besonders anfällig für unchristliche übernatürliche Kräfte angesehen und mussten deshalb durch die Taufe und die Aufnahme in die christliche Gemeinschaft gegen diese geschützt werden. Es ist unklar, ob so viele Kinder in den Kirchenmauern oder unter dem Boden der Kirche verborgen wurden, weil man sie in geweihter Erde bestatten wollte, oder ihnen einen wirksameren Schutz gegen die Unterirdischen geben wollte. Vielleicht beides?
Viele Säuglinge wurden in Birkenrinde eingepackt unter dem Boden der Stabkirche von Uvdal bestattet. Die meisten waren unter dem Laubengang am ältesten Teil des Kirchengebäudes platziert. Das weist darauf hin, dass sich der Brauch, tote Säuglinge unter dem Kirchenboden zu begraben, bis in das frühe Mittelalter zurückerstreckt. Der Laubengang war einfacher zugänglich als das Innere der Kirche. Ob der Laubengang als Grabstätte für Säuglinge gewählt wurde, weil er einfacher zugänglich war, oder weil es dort auch einfacher war, einen kleinen ungetauften Körper ungesehen zu verbergen, um ihn trotzdem gegen unchristliche Mächte zu beschützen, sind Fragen, über die wir heute nur spekulieren können.